Eines der Mysterien dieser Welt, die ich niemals verstehen werde, ist die Frage, nach welchen Kriterien ARD und ZDF entscheiden, welche DFB-Pokalspiele sie übertragen. Was auch immer dabei ausschlaggebend sein mag, sportliche Kriterien sind es offenbar in der Regel nicht.
In den ersten Pokalrunden ist die Auslese immer relativ einfach: Gezeigt wird der FC Bayern, komme was da wolle. Egal ob der Gegner der BVB oder der FC Oberneuland ist; egal, ob es am gleichen Spieltag drei, vier andere Partien gibt, die problemlos als Spitzenspiel durchgingen. Später wird es dann schwieriger, nämlich dann, wenn man – wie etwa aktuell im Viertelfinale – Rechte an zwei Livespielen hat.
Hoffnung auf die Überraschung
An der Wahl des Mittwochspiels gibt es dieses Mal nichts zu rütteln, Bayern – BVB ist ein Muss. Bleibt die zweite Paarung: Kickers Offenbach gegen den VfL Wolfsburg. Wie bitte? Kickers Offenbach? VfL Wolfsburg? Bei aller Liebe: Was soll das denn? Man hätte als Alternative das Duell von Mainz 05 gegen den SC Freiburg, zwei der aktuell stärksten und taktisch interessantesten Teams der Bundesliga, mithin ein (potenzieller) Hochgenuss für alle Fußballinteressierten. An der überragend großen Fanzahl von Offenbach und Wolfsburg kann die Wahl ja eher nicht liegen.
Nein, ARD und ZDF setzen in der aktuellen Runde – und bei allen Spielen der Bayern gegen dritt-, viert oder noch niederklassigere Vereine – darauf, bei einer potenziellen Pokalüberraschung live auf Sendung zu sein.
Die eigenen Gesetze
Und zugegeben, das hat ja auch was: Wenn für 90 oder 120 Minuten die Pokalgesetze greifen, wenn sich die hauptberuflichen Schlosser, Fernfahrer oder Reisekaufleute zum Spiel ihres Lebens aufschwingen, wenn David Goliath ein Bein stellt und Kommentator und Moderator hinterher bedeutungsschwanger verkünden können, dass der DFB-Pokal eben seine eigenen Gesetze hat.
Aber wie oft passiert das schon? Auf eine Pokalsensation kommen bestimmt zehn Spiele, die den erwartbaren und damit langweiligen Verlauf nehmen, in denen der Favorit früh in Führung geht und deutlich gewinnt, in denen der Underdog zwar kämpft, aber doch hoffnungslos unterlegen ist. Doch die Fernsehsender setzen lieber auf die geringe Chance, eine Pokalüberraschung zu zeigen, anstatt uns einfach nur ein gutes Fußballspiel zu bieten.
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